Beispiel für eine Examensarbeit im Bereich Literaturwissenschaften.

Thema: „Die Darstellung des Bösen in der Literatur: Eine vergleichende Analyse von John Miltons ‚Paradise Lost‘ und Mary Shelleys ‚Frankenstein‘“


1. Einleitung

  • Einführung ins Thema:
    • Die Darstellung des Bösen ist ein zentrales Motiv in der Literatur, das Autoren verschiedener Epochen und Kulturen dazu genutzt haben, existenzielle Fragen über Moral, Sünde, und die menschliche Natur zu erkunden. Diese Examensarbeit beschäftigt sich mit der Analyse des Bösen in John Miltons „Paradise Lost“ (1667) und Mary Shelleys „Frankenstein“ (1818).
  • Zielsetzung der Arbeit:
    • Ziel dieser Arbeit ist es, die Darstellung des Bösen in beiden Werken zu untersuchen und herauszuarbeiten, wie die Autoren durch ihre Figuren und narrative Struktur das Verständnis von Gut und Böse in ihren jeweiligen historischen und kulturellen Kontexten reflektieren.
  • Forschungsfragen:
    1. Wie wird das Böse in „Paradise Lost“ und „Frankenstein“ dargestellt?
    2. Inwiefern spiegeln die Darstellungen des Bösen die jeweiligen moralischen und theologischen Überzeugungen der Zeit wider?
    3. Welche Rolle spielt das Böse in der Charakterentwicklung und der Narration der beiden Werke?
  • Aufbau der Arbeit:
    • Nach der Einführung wird zunächst der historische und kulturelle Kontext beider Werke dargestellt. Anschließend folgen detaillierte Textanalysen der beiden Werke, die abschließend miteinander verglichen werden.

2. Historischer und Kultureller Kontext

  • John Milton und „Paradise Lost“:
    • Historischer Hintergrund: „Paradise Lost“ wurde im 17. Jahrhundert geschrieben, einer Zeit politischer und religiöser Umwälzungen in England. Milton war ein glühender Verteidiger der Puritaner und ein Befürworter des Republikanismus, was sich in seiner Darstellung von Freiheit und Autorität im Epos widerspiegelt.
    • Theologische Überzeugungen: Das Werk spiegelt Miltons puritanische Überzeugungen wider, insbesondere die Idee der Prädestination und des göttlichen Plans. Satan, als Verkörperung des Bösen, dient als eine Figur, die die Folgen von Stolz und Rebellion gegen Gott darstellt.
  • Mary Shelley und „Frankenstein“:
    • Historischer Hintergrund: „Frankenstein“ entstand während der Romantik, einer Epoche, die stark von der Industrialisierung und den damit verbundenen sozialen und moralischen Herausforderungen geprägt war. Shelly schrieb den Roman in einer Zeit intensiver wissenschaftlicher und philosophischer Debatten über das menschliche Schicksal und die Verantwortung der Wissenschaft.
    • Philosophische Einflüsse: Der Roman reflektiert die romantischen Ideen von Individualität, Natur und dem Übernatürlichen. Victor Frankensteins Schöpfung wird als Ausdruck des Bösen dargestellt, das aus menschlicher Hybris und der Missachtung natürlicher Grenzen resultiert.

3. Analyse von John Miltons „Paradise Lost“

  • Darstellung des Bösen:
    • Satan als Protagonist: Satan ist in „Paradise Lost“ nicht nur der Antagonist, sondern nimmt in vielerlei Hinsicht die Rolle eines tragischen Helden ein. Seine Rebellion gegen Gott wird als ein Akt des Stolzes dargestellt, der ihn letztlich ins Verderben führt. Satan verkörpert das Böse als bewusst gewählte Opposition gegen das Gute.
    • Fall der Menschheit: Das Böse manifestiert sich auch im Sündenfall von Adam und Eva, der durch Satans Täuschung verursacht wird. Der Fall zeigt die Konsequenzen des Ungehorsams gegenüber Gott und die Verführungskraft des Bösen.
  • Narrative Struktur und Stilmittel:
    • Epische Dichtkunst: Miltons Verwendung des Blankverses und die epische Struktur heben die Erhabenheit der Themen hervor. Das Böse wird nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch als mächtig und verführerisch dargestellt.
    • Ironie und Sympathie: Trotz seiner Rolle als Widersacher Gottes erweckt Satan durch Miltons Erzählweise teilweise Sympathie beim Leser, was die Ambivalenz des Bösen unterstreicht.

4. Analyse von Mary Shelleys „Frankenstein“

  • Darstellung des Bösen:
    • Der Schöpfer und sein Werk: Victor Frankenstein schafft das Monster, das als Verkörperung des Bösen erscheint. Doch das Böse ist nicht inhärent in der Kreatur, sondern entsteht durch die Ablehnung und Isolation, die sie erfährt. Shelly hinterfragt somit, ob das Böse angeboren ist oder durch die Gesellschaft geformt wird.
    • Hybris und Verantwortung: Victor Frankensteins Streben nach Wissen und Macht führt zur Schaffung des Bösen. Seine Weigerung, Verantwortung für seine Schöpfung zu übernehmen, verstärkt die zerstörerischen Kräfte des Monsters.
  • Narrative Struktur und Stilmittel:
    • Rahmenerzählung: Die Erzählstruktur, in der Frankensteins Geschichte als Bericht innerhalb eines Berichts präsentiert wird, verstärkt die Distanz und das Unbehagen, das der Leser gegenüber dem Bösen empfindet.
    • Gothic Elemente: Shelley nutzt die Gothic-Tradition, um das Unheimliche und das Böse atmosphärisch zu untermalen. Die düsteren Schauplätze und die emotionale Intensität tragen zur Schilderung des Bösen bei.

5. Vergleich der beiden Werke

  • Gemeinsamkeiten:
    • Beide Werke thematisieren das Böse als eine Kraft, die eng mit der menschlichen Natur und der Freiheit des Willens verbunden ist. Sowohl Satan als auch das Monster in „Frankenstein“ verkörpern das Böse, das durch Stolz, Rebellion und die Missachtung göttlicher oder natürlicher Gesetze entsteht.
    • Sowohl Milton als auch Shelley hinterfragen die Sympathie des Lesers für das Böse, indem sie ihre „bösen“ Figuren mit komplexen Motivationen und inneren Konflikten ausstatten.
  • Unterschiede:
    • Theologische vs. philosophische Perspektive: Miltons Werk ist tief in der christlichen Theologie verwurzelt, während Shelleys Roman stärker von den Ideen der Aufklärung und Romantik beeinflusst ist.
    • Darstellung der Konsequenzen: In „Paradise Lost“ führen die Handlungen des Bösen zur Verdammnis und zum ewigen Leid. In „Frankenstein“ ist das Böse jedoch nicht klar definiert und die Konsequenzen sind eher eine Reflexion der moralischen und ethischen Verantwortung des Menschen.

6. Schlussfolgerung

  • Zusammenfassung der Ergebnisse:
    • Die Darstellung des Bösen in „Paradise Lost“ und „Frankenstein“ reflektiert die unterschiedlichen kulturellen und historischen Kontexte, aus denen die Werke stammen. Während Milton das Böse als absoluten Gegensatz zum Göttlichen darstellt, hinterfragt Shelley die Entstehung des Bösen als Folge menschlicher Handlungen und gesellschaftlicher Bedingungen.
    • Beide Werke zeigen, dass das Böse nicht nur eine äußere Kraft ist, sondern tief in der menschlichen Natur verankert sein kann.
  • Bedeutung für die Literaturwissenschaft:
    • Diese Arbeit trägt zum Verständnis bei, wie das Böse in der Literatur als Mittel zur Erkundung von Moral, Verantwortung und menschlicher Natur verwendet wird. Der Vergleich zeigt, dass literarische Darstellungen des Bösen oft komplexer sind als einfache Dichotomien von Gut und Böse.
  • Ausblick:
    • Künftige Forschungen könnten untersuchen, wie das Motiv des Bösen in anderen literarischen Traditionen und Epochen behandelt wird und wie es sich im Kontext zeitgenössischer ethischer und moralischer Debatten weiterentwickelt hat.

7. Literaturverzeichnis

  • Primärquellen:
    • Milton, John. „Paradise Lost“, 1667.
    • Shelley, Mary. „Frankenstein“, 1818.
  • Sekundärquellen:
    • Lewalski, Barbara K. „The Life of John Milton: A Critical Biography“, 2000.
    • Botting, Fred. „Gothic: The New Critical Idiom“, 1996.
    • Bloom, Harold (Hrsg.). „Mary Shelley’s Frankenstein“, 1987.
    • Fish, Stanley. „Surprised by Sin: The Reader in ‚Paradise Lost‘“, 1967.

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